Wie schreibe ich ein Referat,

 

eine Seminararbeit

 

oder eine Magisterarbeit?

 

 

Tips zum Erstellen wissenschaftlicher Arbeiten

 

Krempl, S., Schröder, H.. Zimmer, D. (1997): Wie schreibe ich eine Seminararbeit,

http://viadrina.euv-frankfurt-o.de/~sk/WS96_97/Semarbeit/Seminararbeit.html

Für den Gebrauch am Instytut Filologii GermaDskiej der Uniwersytet WrocBawski

veränderte und korrigierte Version von Stefan Schwan (2000).

Wie schreibe ich ein Referat, eine Seminararbeit

oder eine Magisterarbeit?

Tips zum Erstellen wissenschaftlicher Arbeiten

 

I. Wichtige allgemeine Hinweise

II. Hinweise für das inhaltliche Vorgehen

III. Bewertungs- und Diskussionskriterien für Seminararbeiten

IV. Formale Vorgaben

V. Weitere Literaturempfehlungen

 

I Wichtige allgemeine Hinweise

Eine Magister- oder Hausarbeit ist – das Wort enthält es schon – mit ziemlich viel Arbeit verbunden. Man schiebt sie lange vor sich her, setzt sich dann gezwungenermaßen doch endlich mal dran, und ist nach einer gewissen Einarbeitungszeit dann allerdings recht schnell bei der Sache und freut sich nach der Fertigstellung sehr über die – hoffentlich gelungene – Leistung. Damit der Dozent diese Leistung auch nachvollziehen kann, sollte die Arbeit nicht durch rein stilistisch-formale Fehler verdorben werden. Lest Euch deshalb insbesondere die Tips die zum formalen Vorgehen ganz genau durch, damit die Arbeit nicht erst zur Überarbeitung zurückgegeben werden muß.

Ganz wichtig und eigentlich selbstverständlich sollte dabei sein, daß die Arbeit grammatikalisch und orthographisch möglichst wenig Fehler aufweist. Laßt Euer Werk also unbedingt vor der Abgabe von einem kompetenten Mitstudenten auf Herz und Nieren, sprich: Rechtschreib-, Komma- und Grammatikfehler hin überprüfen. Das Mindeste, was man in diesem Bereich tun kann, ist die Zuhilfenahme der automatischen Rechtschreib- und Grammatikprüfung der Textverarbeitungsprogramme. Die deutschen Rechtschreibdateien für Word 6.0, Word 7.0, Word 95 und Word 97 lassen sich auch in den polnischen Versionen nachträglich installieren und befinden sich z.B. auf dem Rechner der Institutsbibliothek im Ordner "Rechtschreibprüfung". Sie können von dort für den heimischen Rechner kopiert werden.

Beim Verfassen der Arbeit achtet bitte vor allem auf den richtigen Umgang mit Zitaten. Um es deutlich auszudrücken: Simples Abschreiben von Textpassagen ohne Quellenangabe nennt man (alt-)deutsch schlicht Plagiat, was die Idee wissenschaftlichen Arbeitens ad absurdum führt. Der Dozent merkt den Stilbruch innerhalb der Arbeit übrigens sofort, auch wenn er das entsprechende Buch nicht selbst gelesen hat. Also: richtig zitieren sollte zur Selbstverständlichkeit und zur Grundlage des eigenen Arbeitsstils werden. Es ist gleichsam das A und O einer Seminararbeit.

 

II. Hinweise für das inhaltliche Vorgehen

Das Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit ist kein linearer Prozeß. Folgende Leitfragen kann man sich aber nacheinander stellen, wenn man progressiv verfahren möchte:

  1. Was soll das Thema meiner Arbeit sein?
  2. "Für wen" bzw. in welchem institutionellen Rahmen soll meine Arbeit geschrieben werden?
  3. Welchen ungefähren Umfang soll die Arbeit haben?
  4. Was ist der Forschungsstand zu meinem Thema?
  5. Wo gibt es eine wichtige Leerstelle in der bestehenden Forschung, die es unbedingt zu bearbeiten gilt?
  6. Wie lautet die Frage, die ich mit meiner Arbeit beantworten möchte?
  7. Was sind die Bezüge meiner Arbeit zu den bestehenden Forschungsergebnissen (auf theoretischer, methodologischer und empirischer Ebene)?
  8. Wie sieht die grobe Gliederung meiner Arbeit aus?
  9. Welche Fragen beantwortet meine Arbeit und welche Fragen beantwortet sie nicht?
  10. Welche formalen, sprachlichen und diskursiven Aspekte muß ich bei der endgültigen schriftlichen Fassung meiner Arbeit bedenken?


Es bietet sich an, alle Gedanken zur Beantwortung der oben genannten Fragen in Form von Notizen, Skizzen, Schaubildern etc. festzuhalten und mit anderen Menschen zu diskutieren. Dies ermöglicht ein Abschätzen dessen, was man einerseits schon weiß und dessen, was es andererseits noch zu klären gilt.

Nun einige Hinweise zu den Schritten, die gemacht werden müssen, um die oben genannten Fragen zu beantworten:

1. Was soll das grobe Thema meiner Arbeit sein?

2. "Für wen" bzw. in welchem institutionellen Rahmen soll meine Arbeit geschrieben werden?


3. Welchen ungefähren Umfang soll die Arbeit haben ?


4. Was ist der Forschungsstand zu meinem Thema?


5. Wo gibt es eine Leerstelle oder Widersprüche in der bestehenden Forschung, die es unbedingt zu bearbeiten gilt?


6. Wie lautet die Frage, die ich mit meiner Arbeit beantworten möchte?


7. Wie ordne ich meine Arbeit in die schon bestehenden Forschungsergebnisse ein?


8. Wie sieht die grobe Gliederung meiner Arbeit aus?


9. Welche Fragen beantwortet meine Arbeit und welche Fragen beantwortet sie nicht?


10. Welche formalen, sprachlichen und diskursiven Aspekte muß ich bei der endgültigen schriftlichen Fassung meiner Arbeit bedenken?

 

III. Bewertungs- und Diskussionskriterien für Seminararbeiten

Eine (wichtige!) Form der Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Arbeiten ist die Disputation. Sie dient dazu, die Stimmigkeit einer wissenschaftlichen Arbeit zu überprüfen. Bei einer Disputation muß der Verfasser/die Verfasserin einer wissenschaftlichen Arbeit die eigene Forschungsarbeit gegenüber den Opponenten "verteidigen". Die Opponenten sollten in erster Linie inhaltliche Aspekte diskutieren, die jedoch oftmals mit dem Diskurs, der Sprache und der Form einer Arbeit zusammenhängen (können). Zwischen den vier genannten Ebenen existiert eine Wechselwirkung. Auf jeder Ebene ist Sorgfältigkeit verlangt.

INHALTSEBENE

 

DISKURSEBENE

 SPRACHEBENE

 

 FORMEBENE



IV. Hinweise zum formalen Vorgehen

An dieser Stelle können nur stichpunktartig die wichtigsten Aspekte der formalen Gestaltung von Arbeiten aufgeführt werden. Weitergehende Hinweise enthält die Literaturliste im letzten Abschnitt.


Eine Arbeit sollte aus folgenden Teilen bestehen:

  1. Titelblatt
  2. Inhaltsverzeichnis
  3. (eventuell) Abstract
  4. Haupttext mit Schlußbemerkung (und eventuell Anmerkungen)
  5. Bibliographie (Literaturverzeichnis)
  6. und eventuell einem Anhang


Folgende Hinweise sind zum Verfassen dieser Teile zu beachten:

1. Das Titelblatt
sollte folgende Informationen enthalten:


2. Das Inhaltsverzeichnis


Das Inhaltsverzeichnis soll dem Leser/der Leserin möglichst übersichtlich und eindeutig einen Überblick über den Inhalt der Arbeit verschaffen. Die Anordnung der Kapitel und Unterkapitel spiegelt die Gliederung der Arbeit wieder.

3. Das Abstract

Das Abstract hat die Aufgabe, in einigen wenigen Sätzen knapp und akkurat über den Inhalt der Arbeit zu informieren, damit der Leser/die Leserin die Arbeit in die Forschung einordnen kann. Das Abstract steht nach dem Inhaltsverzeichnis und vor der Haupttext der Arbeit. Es ist nicht mit der Schlußbemerkung und wertenden Zusammenfassung zu verwechseln! Beim Verfassen eines Abstracts ist auf folgende Punkte zu achten:

4. Der Haupttext

Beispiel:

 

Beispiel:

Diesen Text habe ich aus einem anderen Buch zusammengefaßt (vgl. Chomsky 1995, 88-91).

Beispiel:
Rheingold, Howard (1991): Leben in virtuellen Gemeinschaften, http://www.electric.minds.com/blablabla.html (23.1.1996).

Beispiel:
In dieser Arbeit geht es um die prozessualen Gemeinsamkeiten und Unterschiede des Fremdsprachenerwerbs (FSE) und Erstspracherwerbs (ESE). FSE und ESE verlaufen aus kognitiver Sicht nicht identisch.

Klein, aber fein (und wichtig!)

Noch ein paar Hinweise zum formalen Vorgehen:

5. Literaturverzeichnis & Quellenangaben:

Für das Verfassen von Literaturverzeichnissen gibt es keine universalen Richtlinien. Jedes Literaturverzeichnis sollte aber in sich kohärent sein, d.h. den einmal gewählten Richtlinien durchgängig folgen.

Die folgende Modellbibliographie entspricht nordamerikanischen Konventionen. Sie soll der Erläuterung der wichtigsten Grundregeln dienen. Selbstverständlich können auch andere Konventionen verwendet werden – obwohl sich die hier angewandte Konvention immer mehr durchsetzt. Auf jeden Fall sollten aber die weiter unten aufgeführten Richtlinien beachtet werden.

Beispielbibliographie:

Albrecht, J. (1987): Der europäische Strukturalismus. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.

Althaus, P. et al. (1980): Lexikon der germanistischen Linguistik. Tübingen: Niemeyer.

Bierwisch, M. (1966): "Strukturalismus. Geschichte, Probleme, und Methoden". Kursbuch. 5:77-152.

Dittmar, N. (1982 a): "Soziolinguistik. Teil I: Theorie, Methodik und Empirie ihrer Forschungsrichtungen." Studium Linguistik. 12: 2052.

Dittmar, N. (1982 b): "Soziolinguistik. Teil II: Soziolinguistik in der Bundesrepublik." Studium Linguistik. 14:20-57.

Grice, H.P. (1975): "Logic and Conversation." In: Cole, P./Morgan, J.L. (Hrsg.): Syntax and Semantics. New York, etc.: Academic Press. 41- 58.


Anhand dieser Bibliographie lassen sich die folgenden Richtlinien demonstrieren:

Albrecht, J. (1987): Der europäische Strukturalismus. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.

 

Bierwisch, M. (1966): "Strukturalismus. Geschichte, Probleme, und Methoden". Kursbuch. 5:77-152.

 


Dittmar, N. (1982 a): "Soziolinguistik. Teil I: Theorie, Methodik und Empirie ihrer Forschungsrichtungen." Studium Linguistik. 12: 2052.

Dittmar, N. (1982 b): "Soziolinguistik. Teil II: Soziolinguistik in der Bundesrepublik." Studium Linguistik. 14:20-57.

 


Grice, H.P. (1975): "Logic and Conversation." In: Cole, P./Morgan, J.L. (eds.): Syntax and Semantics. New York, etc.: Academic Press. 41-58.

 


6. Der Anhang


In den Anhang gehören Tabellen, Schaubilder, analysiertes Material und sonstige Dinge, die nicht direkt in den laufenden Text einfließen.

Generell zum Punkt "Formale Vorgaben" noch ein Tip:
Jede Arbeit wird zunächst an der formalen Präzision gemessen. Ungenauigkeiten in der formalen Gestaltung rücken den Verfasser/die Verfasserin in ein schlechtes Licht..

V. Weitere Literaturempfehlungen

Die folgenden Literaturangaben sollen den Einstieg in das wissenschaftliche Arbeiten in den Geisteswissenschaften ermöglichen. Sie sind dementsprechend nicht vollständig und bedürfen der Ergänzung. Einige der Bücher befinden sich im DAAD-Handapparat und in der Bibliothek (Signatur am Ende der Angabe in Klammern). Unschlagbar billig ist das 1989 bei Duden erschienene Büchlein von Poenicke (DM 7,90!).

Wissenschaftliches Arbeiten und Schreiben

Bangen, G. (1981): Die schriftliche Form germanistischer Arbeiten. Stuttgart: Metzlersche Verlagsbuchhandlung. 8. Aufl.

Bayertz, K. (1981): Wissenschaftstheorie und Paradigmabegriff. Stuttgart: Metzlersche Verlagsbuchhandlung.

Becker, F. G. (1990): Anleitung zum wissenschaftlichen Arbeiten: Wegweiser zur Anfertigung von Haus-und Diplomarbeiten. Bergisch Gladbach: Eul.

Beelich, K.-H., Schwede, H.-H. (1979): Lern-und Arbeitstechnik: Grundtechniken für zweckmäßiges Lernen und Arbeiten mit Anwendungsbeispielen. Würzburg: Vogel.

Eco, U. (1991): Wie man eine wissenschaftliche Abschlußarbeit schreibt. Doktor-, Diplom- und Magisterarbeit in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Heidelberg: Müller. 6. Aufl. (Signatur: Allg 015).

Fischer, K.-D. et al. (1982): Techniken des geistigen Arbeitens. Herford: Maximilian. 3. Aufl.

Krämer, W. (1994): Wie schreibe ich eine Seminar-, Examens-, und Diplomarbeit: eine Anleitung zum wissenschaftlichen Arbeiten für Studierende aller Fächer an Universitäten, Fachhochschulen und Berufsakademien. Stuttgart, etc.: Fischer. 3. Aufl.

Meehan, E. J. (1992): Praxis des wissenschaftlichen Denkens. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.

Meyer-Krentler, E. (1996): Arbeitstechniken Literaturwissenschaft. München: UTB. 7. Aufl. (Signatur: Allg 016, Allg 039).

Poenicke, K. (1988):Wie verfaßt man wissenschaftliche Arbeiten? : Ein Leitfaden vom ersten Studiensemester bis zur Promotion. Mannheim: Duden Verlag. 2. neubearb. Aufl. (Signatur: Allg 034).

Poenicke, K. (1989): Die schriftliche Arbeit. Materialsammlung und Manuskriptgestaltung für Fach-, Seminar- und Abschlußarbeiten an Schule und Universität. Mannheim, Wien, Zürich: Duden Verlag. 2. Aufl.

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